Mittwoch, 1. August 2007

Online Wörterbuch zur Sprache des 21. Jahrhunderts

Seit dem Jahr 2000 sammelt der Tübinger Computerlinguistiker Lothar Lemnitzer neue Wörter. Ob simsen, wakeborden, Moblog, trendy oder retro - Lemnitzer spürt sie auf und stellt sie im Internet-Lexikon "Wortwarte" der Öffentlichkeit zur Verfügung. Für dieses Projekt wertet er täglich die Online-Ausgaben der wichtigsten deutschen Tages- und Wochenzeitungen aus.

Beim Auffinden der neuen Wörter hilft ihm ein so genanntes Referenzkorpus, das den Stand der deutschen Sprache der 80er- und 90er-Jahre repräsentiert. Die passende Analysesoftware hat Tylman Ule, ebenfalls Sprachwissenschaftler in Tübingen, entwickelt. Mit Hilfe dieses Programms werden in den Online-Zeitungen gefundene Wörter, die bereits im Referenzkorpus vorkommen, "aussortiert". Übrig bleibt eine Liste von 1500 bis 2000 neuen Wörtern am Tag. Nach Abzug von Tippfehlern und uninteressanten Verbindungen entstand bis heute ein Wörterbuch mit 20.000 Einträgen. Dabei wird jedes Wort grammatisch beschrieben, einem Bedeutungsfeld zugeordnet und durch mindestens einen Beleg dokumentiert.
"Zu Anfang war das alles nur als Fallstudie gedacht, um den Wert eines deutschen Referenzkorpus zu zeigen", erklärt Lothar Lemnitzer. "Dann hat sich das Projekt aber verselbständigt." Die Wortwarte enthält zwar viele Gelegenheitsbildungen, die in einem allgemeinsprachlichen Wörterbuch fehl am Platz wären, aber mittlerweile hat die linguistische Forschung diese so genannten Okkasionalismen und ihren Wert für die Alltagskommunikation entdeckt. Die Etablierung eines neuen Wortes überprüft Lemnitzer durch regelmäßige Google-Abfragen. Findet die Suchmaschine mehr als 1000 Belege, sei das - so Lemnitzer - auch für Lexikographen ein Grund, sich das Wort für die nächste Auflage des Wörterbuchs zu merken.

URL: http://www.wortwarte.de

Quelle: http://www.idw-online.de

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